Die Geschichte des Hauses und der Stadt Eforie Sud

Die Geschichte sowohl der Vila Puskin als auch der Stadt Eforie Sud unterliegt, wie auch anderswo in Rumänien, sehr stark den politischen Wirren des 20. Jh. War es die Zeit des beginnenden Sozialismus am Anfang des Jh., das Wirrwarr des damit verbundenen politischen und gesellschaftlichen Wechsels, der Zweite Weltkrieg, die Okkupation der Russen, die Ära von Nicolae Ceausescu und schlussendlich die Loslösung des Regimes mit der damit verbundenen Entmachtung des Conducator nach der Revolution 1989, alle diese markanten Einschnitte hinterließen ihre Spuren.

Vila Puskin

Leider sind die historischen Fakten zum Haus sehr spärlich. Ein Großteil der Informationen sowie die Originalbilder stammen von den Geschichtsforschern Victor und Minodora Nicolai. Einige mündliche Aussagen von älteren Personen aus Eforie Sud, sowie Funde im Hause selber lassen ein nur sehr dürftiges Bild der Vergangenheit zu. Der heutige Name der Villa stammt vermutlich aus der Zeit vor der Regentschaft von Nicolae Ceausescu. Am Beginn seiner politischen Verantwortung war der Conducator, wie er sich später selber nannte, ein Verfechter der Unanhängigkeit Rumäniens von Russland. In dieser Zeit hätte der Name eines russischen Dichters sehr wahrscheinlich nicht dem Ideal des Regimes entsprochen.

a) Vila Stefanescu

Der Name stammt vom Architekten und ersten Besitzer der Villa Grivita Stefanescu Ecaterina. Das Haus wurde wahrscheinlich um 1920, in der Stilistik zwischen Jugendstil und Sachlichkeit erbaut. Sehr oft wird der Bau mit dem Nachbargebäude, der heutigen Vila Narcisa (ehem. Rishovskij, Reshowski oder Rakowski), als Einheit dargestellt (siehe die historischen Postkarten).

b) Vila Plopul

Der Name Plopul bedeutet Pappel. Gemeint sind damit die Bäume der ehemaligen Allee, welche dem Gebäude ein nicht unbedingt mediterranes, dafür aber ein herrschaftliches Flair verleihen. Einige dieser mächtigen Gewächse geben heute noch der Umgebung des Hauses einen parkähnlichen und gepflegten Charakter.


Postkarte von 1929


Postkarte von 1928


c) Vila Potemkin

Der Name wurde von der Roten Arme (Einmarsch 1944) vergeben. Die Enteignung des Hauses erfolgte Kraft eines verbalen Vertrages . Die damaligen Besitzer, wahrscheinlich immer noch die Familie Stefanescu, wurden vor vollendete Tatsachen gestellt. Eine mündliche Festsetzung der neuen Besitzverhältnisse hieß, einverstanden zu sein oder ....? In diesem Zusammenhang sollte auch noch auf Christian Rakowski (https://de.wikipedia.org/wiki/Christian_Georgijewitsch_Rakowski) verwiesen werden. Er war seßhaft in der Umgebung von Mangalia, wo genau, entzieht sich leider unserer Kenntnis. Das russische Aushängeschild der Marine, der Panzerkreuzer Potemkin lag in der Endphase dessen Dramas an der Küste bei Constanta. Christian Rakoswki war der erfolgreiche Vermittler zwischen den aufständischen Matrosen und den Schiffsoffizieren. Die legendäre Verfilmung von Sergej Eisenstein (1925) beruht auf diesen Ereignissen. Warum nun der Villa zur Zeit der russischen Besetzung dieser Name übertragen wurde ist leider nicht bekannt. Die Küste von Eforie Sud liegt jedenfalls ca. 7 km südlich vom Hafen von Constanta.

d) Vila Puskin

Weg vom martialischen, kriegerischen Hintergrund, betitelte man in gemäßigteren Zeiten nun unsere Villa "Vila Puskin" - ein Name der an die russische Okkupation erinnert. Benannt nach dem Schriftsteller Alexander Puskin wird diese ehrwürdige Bezeichnung unsererseits nicht mehr verändert.


Carmen Sylva - Eforie Sud



Eforie Sud ist das älteste Kurbad an der rumänischen Küste. Die Stadt liegt zwischen dem Techirghiolsee und dem Schwaren Meer. Die malerische Bucht war in der Antike ein bekannter Warenumschlagplatz für Kaufleute. Dies erklärt die große Anzahl alter Siedlungen rund um den See. Die damaligen Bewohner hatten großes Interesse daran so nah wie möglich am See und der antiken Straßenverbindung von Tomis nach Callatis (heutiges Mangalia) zu leben. Um den Zauber der Vergangenheit an den Ufern des Sees zu spüren, machten die Autoren Victor und Minodora Nicolae oft Spaziergänge in dieser Gegend. Sie versuchten Spuren antiker Siedlungen aufzulisten und begannen ihre Ausführungen mit dem Eingang zur Stadt von Eforie Nord.

Wenn man Eforie Sud in der Nähe des Sanatoriums auf der rechten Seite auf einem Kalksteinsporn des Sees betritt, begegnet man den Spuren einer frühen griechischen Siedlung. Diese wird nur sehr spärlich in den Geschichtsbüchern erwähnt. Auf dem Feld, auf dem sich 1937 die "Fischerei" befand, wurden bei Ausgrabungen für das Legionslager Keramikfragmente entdeckt. Im Süden war die Siedlung "Pecampia" in der Nähe des Leuchtturms, eine der langlebigsten Kolonien. Am Leuchtturm von Tuzla befindet sich in der Antike der in der Peutingeriana-Tabelle (Segment VIII) unter dem Namen "Stratonis Turris" erwähnte Ort. Dieser war Ende des 3. Jh. v. Chr. ein sehr belebtes Handelszentrum. Er war bis zum Beginn des 19. Jh. ununterbrochen bewohnt. Ebenfalls entdeckte man in dieser Ebene zahlreiche Keramikfragmente aus verschiedenen historischen Epochen. Hier existierte in der byzantinischen Zeit eine wichtige Zollstelle. Im Bruch der 25 bis 30 Meter hohen Küstenklippen am Meer sieht man Schichten überlappender Kulturen, Baureste, Fliesen und Keramiken. Nach den archäologischen Spuren ist die Siedlung wie folgt unterteilt: In der Nähe des Leuchtturms überwiegen die ältesten Entdeckungen, die hellenistischen; Bei der Kasematte befinden sich frühe römische Spuren, und im Süden der Chalets stammen die Spuren aus spätrömischer Zeit. Byzantinisch-feudale Spuren sieht man wieder auf dem Rückweg zum Leuchtturm. Hier fand man auch Geldmünzen aus dieser Kultur.
Wenn man nach Westen weitergeht gelangt man an eine alte Siedlung. Auf beiden Straßenseiten gibt es Spuren früh- und spätrömischer Besiedlung. Die spätrömische Kultur erkennt man an der üppigeren Bau- und Lebensweise.
In der Nähe des heutigen Fernsehturms stößt man auf einen weiteren Ort aus der Römerzeit. Man erkennt wiederum deutlich die typische urbane Entwicklung dieser Kommunen: der hellenistische Teil im Norden, der römische im Süden und der byzantinische östlich, oben auf dem Hügel. Funde eines Hauses gehen bis in die Jungsteinzeit (Neolithikum) zurück. Ebenfalls in dieser Gegend entdeckte man türkisch-tatarische Siedlungen mit vielen Keramikresten. Tonpfeifen aus diesem Material gehören wohl zu den markantesten Funden dieser Gegend. Weiter Richtung Norden befindet sich eine große römische Siedlung, welche seit 1913 von Vasile Parvan als "Vicus Amladina" benannt und und seitdem anerkannt wird.

Es gibt noch zahlreiche weitere Entdeckungen aus diesen Kulturepochen. Hier ist in archäologischer Hinsicht noch vieles aufzuarbeiten. Die Spuren der zahlreichen Wohnquartiere beweisen, dass das Leben in der Antike in unmittelbarer Nähe der Stadt sehr rege war. Als Beweise für diese Entwicklung zeugen u.a. Schriften aus dem 11. Jh. von Ana Comneana, Reiseberichte des arabischen Geographen Edrisi sowie Niederschriften des byzantinischen Chronisten Nicolae Choniates.

Nach der Besetzung der Dobrudscha durch das Osmanische Volk wurde die heimische Bevölkerung erheblich dezimiert. Die materiellen Güter wurden beschlagnahmt. Die Grausamkeit der damaligen Zeit gipfelte aber in zahlreichen Exekutionen, vor allem der Frauen und Mädchen.

Der Freiheitskämpfer und Diplomat Mihail Kogalniceanu eroberte schlussendlich in der Mitte des 19. Jh. das Gebiet wieder zurück und übergab es an das aufstrebende Königreich Rumänien. 1892 verkauften die Nachkommen des großen Patrioten 200 Hektar des Tuzla-Anwesens an Ioan Movila. Durch den Erwerb der 200 ha Ackerland wird Ion Movila Eigentümer des Landes zwischen dem See und dem Meer. Dies ist der Grundstein der heutigen Stadt Eforie Sud.
Lokale Legenden, die an diesem Ort über die wundersamen Auswirkungen des Sees kursierten, sowie die Erkenntnisse der Menschen in der Region, die hier im Sommer behandelt wurden, waren ein ermutigendes Element für die Pläne derer, die mit dem Bau von Kur- und Badehäusern am Techirghiolsee begannen.
Über diese Pioniere der Heilbäder schrieb Dr. N. Sadoveanu (Arzt des Resorts Techirghiol) in seinem Bericht über das maritime Sanatorium. Darin werden die therapeutischen Eigenschaften des Wassers und des Schlamms des Techirghiol-Sees und deren Heilwirkungen in höchsten Tönen gepriesen.

Ioan Movila war ein Landbesitzer mit fortschrittlichen Ideen, welche nicht nur in Rumänien sondern in ganz Europa Beachtung fanden. Am 20. September 1899 begannen die Bauarbeiten der ersten Hotels und Kurstätten am Seeufer. Movila baute keine einfachen Gebäude sondern Häuser, welche modernste Einrichtungen und zeitgemäßen, hohen Komfort boten. Sein Streben galt der Gesundheit und der Kunst.

Nach der ersten großen Errichtungsphase folgte der Bau weiterer Hotels und Villen. 1911 wurde das Spa-Resort "Movila-Techirghiol" in das Eigentum der Aktiengesellschaft "Movila-Techirghiol" überführt. Der Ortsname "Movila-Techirghiol" ist nun offiziell, aber es bleibt eine Parzelle von Tuzla.

Am 1. Januar 1928, nach der endgültigen Loslösung von Tuzla, wird der Ort umbenannt in "Carmen Sylva" (Carmen Sylva ist ein Pseudonym von Elisabeth von Wied / Hohenzollern - Königin Elisabeta von Rumänien). Carmen Sylva war ein sehr exklusiver Ort, an dem prominente Leute aus dem Land und aus der ganzen Welt verkehrten.

Leider waren die Veränderungen durch den Einmarsch sowjetischer Truppen (Invasion 1940) nicht zum Wohle des Städtchens. Die Bürgermeister in Carmen Sylva und in der ganzen Region waren Einheimische. Die Befehlsgewalt hatten aber die kommunistischen Besetzer. Die Hotels und Villen wurden den Eigentümern einfach weggenommen. Das Inventar dieser Häuser wurde entschädigungslos übertragen, basierend auf einem Erlass der in Constanta lebenden sowjetischen Generäle. Die meisten kostbaren Möbel sowie das medizinische Instrumentarium wurden von sowjetischen Truppen zerstört.

Zynisch mutet der Bau der militärischen Kasematten in diese Epoche an. Einfache, kalte Betonbauten werden lieblos und rein zweckdienlich errichtet. Nach dem Abzug der sowjetischen Truppen und dem Unglück der Verstaatlichung blieben die Villen im Resort eine Weile leer.

Aufgrund politischer Interessen in der Ceausescu-Ära erhielt die Stadt Carmen Sylva 1962 den Namen "Eforie Sud". Ab diesem Zeitpunkt wurden verstärkt lokale Genossenschaft und sog. Komplexe nach sowjetischem Vorbild gegründet. Der Name Carmen Sylva ist seither nur mehr Geschichte.

Der erste, übersetzte Teil dieser Darstellung stammt dankenswerterweise aus dem Buch "Orasul Reginei" von Victor Nicolae und seiner Tochter Minodora Nicolae. Die Ereignisse des 20. Jh. wurden aufgrund der allgemeinen, spärlichen Unterlagen sowie von Zeitzeugen und deren Erinnerungen nach bestem Wissen rekonstruiert.